Zu viel des Guten…

Nach dem Urlaub prüfte ich erwartungsvoll die Wasserwerte. Leider waren die Nitrat- und Nitritwerte immer noch jenseits des Messbereichs des Teststreifens. Auch ein Austausch der der Hälfte des Wassers eines Tanks brachte keine wirkliche Besserung.

Also griff ich zur radikalen Lösung das gesamte Wasser beider Tanks auszutauschen. Stunden später war das Werk vollbracht. Das erste Anlaufen der Pumpen brachte dann die Werte auch wieder in recht hohe Bereiche, da das Substrat natürlich noch gesättigt war.

Cirka zwei Wochen später hatten sich alle Wasserwerte im grünen Bereich eingependelt. Aber zuviel australisches Laissez-faire soll jetzt ein Ende haben:

Mit dieser Tabelle erfasse ich die wesentlichen Daten (fast) täglich.

WasserwerteAquaponik (OpenOffice-Datei als Download)

Bleibt nur noch eine Frage offen – wo bleibt der Fisch?

She’ll be alright, mate

Wenn ein Australier obigen Satz (frei übersetzt: Alles wird gut!) sagt, gilt
1. dass er es – meist – wirklich so meint und
2. dass man sich wohl – nach mitteleuropäischen Maßstäben – wirklich Sorgen machen müsste.

Weil die meisten Videos, die ich zur Aquaponik angesehen habe, australische waren, habe ich wohl etwas zu viel vom australischen Lebensmotto und etwas wenig deutsche Gründlichkeit beim Aktivieren der Biofilter angewendet…

Sonst hätte ich wohl nicht die Situation das die Nitrit- und Nitratwerte in Fischtank 1 z.Z. aus dem Messbereich des Schnelltests heraus sind.

Zu meiner Verteidigung kann ich allerdings sagen, dass ich, wie bei Bernstein beschrieben, mit den Ammoniakgaben aufgehört habe, als Nitrit 10 mg/l erreichte.

 

Wie man sieht, ist auch der pH-Wert rasant (innerhalb von zwei Tagen) aus dem Achter-Bereich um mehr als einen Wert gefallen. Da hätte ich wohl dem Thema Basen-/Säurenpuffer größere Aufmerksamkeit widmen sollen. So habe ich schon während der Gabe von Ammoniak den anscheinend sehr hohen pH-Wert mit Essig herabgesetzt. Offensichtlich war das eine unnötige Maßnahme, jetzt da der Ammoniakwert abnimmt.

 

 

 

 

Die Nitrate zeigen sich jetzt auch im zweiten Tank, der bisher algenfrei war, durch ein beginnendes Algenwachstum. In Fischtank 1 kann man die Pumpe schon nicht mehr sehen und Tank 2 entwickelt gerade eine leichte Grünfärbung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Nährstoffe erfreuen auch die fast abgestorbenen Pflanzen in Pflanzbeet 1. Hier eine Petersilienpflanze:

Nitrate – endlich!

Heute hat der Wassertest endlich nicht nur leichte Nitritwerte sondern auch Nitrate angezeigt! Damit ist klar, dass jetzt beide Stufen des Biofilters funktionieren – und ich tatsächlich wohl anfangs zu wenig Ammoniak zugeführt habe.

Teststreifen für Nitrat, Nitrit, Härte und pH (von links)

Und auch die Ammoniakwerte sind wieder runter gegangen. Der Ammoniaktest besteht aus drei Reagenzien, die in festgelegter Reinfolge in ein Probeglas mit 5 ml Wasser aus dem Fischtank gegeben werden. Ein zweites Glas wird mit einer 5 ml Vergleichsprobe des gleichen Tanks gefüllt.

Die Blindprobe wird über die Farbkarte geführt, bis Blindprobe und Probe mit Reagenzien die gleiche Farbe zeigen. Auf der Skala kann dann der Wert für den Ammoniakgehalt abgelesen werden.

Das Wasser hat allerdings mittlerweile eine ganz schön grüne Farbe angenommen. Zum Glück werden die Bewohner des Tanks herbivor – pflanzenfressend  – sein….

Denitrifikation?!

Seit einer guten Woche gebe ich Ammoniak in das Wasser der Tanks – aber die Nitrit- und Nitratwerte gehen nicht wirklich nach oben. Ein kurzer Anstieg der Nitritwerte und dann wieder auf Null war bisher alles. Da Ammoniak noch ziemlich hoch lag, habe ich die Konzentration nicht weiter erhöht. Hm, passiert da noch was?

Gut, wenn man dann zum Brunch Besuch von jemandem bekommt, der seine Doktorarbeit über Biofilter geschrieben hat. 🙂 So stolperte ich über den Begriff Denitrifikation:

Unter Denitrifikation versteht man die Umwandlung des im Nitrat (NO3) gebundenen Stickstoffs zu molekularem Stickstoff (N2) durch bestimmte heterotrophe und einige autotropheBakterien, die demnach als Denitrifikanten bezeichnet werden. Bei diesem Vorgang, welcher den Bakterien zur Energiegewinnung dient, werden bei Abwesenheit von molekularem Sauerstoff (O2) (anoxische Bedingungen) verschiedene oxidierbare Stoffe (Elektronendonatoren), wie organische Stoffe, Schwefelwasserstoff (H2S) und molekularer Wasserstoff (H2), mit Nitrat als Oxidans (Oxidationsmittel) oxidiert. (http://de.wikipedia.org/wiki/Denitrifikation)

Wenn mein Besuch also Recht hat, sind meine Nitrate aus dem Wasser raus, bevor sie die Nachweisgrenze meines Schnelltests erreichen. Sein Rat: die Ammoniakgabe erhöhen. Schauen wir mal…